Treffen der etwas anderen Art

Vom 10. bis zum 13.Juni fand das Magische Pfingsttreffen in Winterberg statt - nur eine Woche nach der Deutschen Meisterschaft, die prunkvoll vorgelegt hatte.

Zugegeben, in Winterberg ist alles etwas kleiner. Statt teurer Hotels gibt es eine gemeinsame Jugendherberge, statt großem Stadttheater gibt es die kleine Winterberger Schulaula und statt riesiger Händlermesse gibt es in Winterberg nur eine Handvoll kleiner Verkaufsstände.

Doch genau dies ist es, was Winterberg ausmacht. Alles ist etwas familiärer und das gesamte Treffen ähnelt eher einem der Jugendworkshops als einem der formellen Kongresse.

Neben der Anreise stand am ersten Tag vor allem der Jekami-Abend auf dem Plan. Die Moderation des Abends übernahm, wie bereits in den letzten Jahren, Marc Hoff, der souverän durch das Programm führte.

Unter allen Teilnehmer wurde zum Schluss vom Publikum der Sieger des Jekamis gekürt. Doch bis es soweit war, gab es einen langen Abend mit guten, kreativen und zum Teil kuriosen Nummern zu sehen.

War der erste Teil noch überwiegend mit ernsteren Nummern besetzt, zeichnete sich der zweite Teil vor allem durch verschiedene Parodien aus. So zauberte nicht nur die Zauberin Anala, sondern auch Politikerin Angela M. beehrte die Gäste mit ihrer Anwesenheit. Die verdiente Siegerin des Abends war Frederike Wnuk, die mit einer sehr hochwertigen Musiknummer beeindruckte.

Marc Hoff übergibt den Jekami Pokal an Frederike Wnuk

Gemeinsam speisen, gemeinsam zaubern

Der Samstag startete mit einem gemeinsamen Frühstück, das übrigens wie alle Mahlzeiten von Teilnehmern des Pfingsttreffens eingedeckt wurde - auch diese kleinen Aufgaben gehören fest zu Winterberg.

Eine Stunde später begann das erste Seminar, gehal

ten von Doctor Marrax zum Thema Straßenzauberei. Gerade weil das Thema für viele recht unberührtes Territorium ist, kam das Seminar sehr gut an.

Für fast jeden gab es neue Einblicke in eine der ältesten Sparten der Zauberei. Marrax lockere und lustige Art machten das Seminar zudem zu einem besonderen Genuss.

Zwischen den verschiedenen Seminaren und anderen Programmpunkten boten sich immer wieder genug Möglichkeiten für Eckenzauberei und Gespräche mit alten und neuen Bekannten.

Das zweite Seminar wurde von Hennig Köhlert gehalten und bot ein Sammelsurium verschiedener Kunststücke. Leider entwickelten nicht alle Kunststücke sonderliche Stärke, weshalb das Seminar im Vergleich zu den anderen deutlich schwächer besucht war.

Am Samstagabend fand die öffentliche Zaubergala in der örtlichen Schulaula statt. Wenn auch die Räumlichkeiten nicht die komfortabelsten sind, glich das Programm diesen Nachteil in den vergangenen Jahren immer wieder aus.

Große Gala in kleiner Aula

Die Moderation der Gala in diesem Jahr übernahm Vitali Haas. Gerade was die Moderation betrifft, hat die Winterberger Zaubergala in den vergangenen Jahren groß aufgetrumpft. Ein schweres Los also für Vitali Haas, der den Eindruck erweckte, in Moderation noch etwas Erfahrung sammeln zu müssen.

Ein entscheidendes Problem in Winterberg ist wohl, dass kaum Nichtzauberer die Gala besuchten, weshalb die Kunststücke in der Moderation kaum die erwarteten Reaktionen auslösten. Die Künstler des Abends waren Doctor Marrax, Erix, Zardo, Brian Sefton sowie die "Drei Zauberer".

Doctor Marrax schaffte es innerhalb kürzester Zeit, das Publikum auf seine Seite zu holen und mit seiner "robusten" Zauberei zu begeistern. Erix präsentierte an dem Abend eine rockige Manipulationsnummer zur Jukebox. Eine sehr interessante Nummer zeigte außerdem Zardo, der immer wieder Masken erscheinen, schweben oder sich färben ließ. Obwohl die Nummer von der Idee her sehr schön ist, waren jedoch leider zu viele Griffe zu sehen, was die Präsentation deutlich schwächte.

Ganz anderes präsentierte sich Brian Sefton aus Großbritannien, der ebenfalls manipulierte.
Obwohl die Nummer etwas altmodisch wirkte, war die Manipulation brillant. Alle Bewegungen sahen sehr natürlich aus, was diese Darbietung auch für Nicht-Zauberer sehr attraktiv macht. Aber auch das Fachpublikum kam auf seine Kosten, da die gesamte Darbietung ein sehr hohes Niveau aufweist.

Die drei Zauberer hingegen zeigten eine sehr skurrile aber humorvolle Darbietung. Obwohl die gezeigten Kunststücke zum Teil nur noch wenig mit Zauberei zu tun hatten, schafften die drei Zauberer es, das Publikum gut zu unterhalten.

Die Mitternachtsshow im Anschluss der Gala wurde in diesem Jahr vom Mad Pack präsentiert. Völlig schräge, kreative und einzigartige Kunststücke, so kann man die Show des Mad Pack beschreiben.

Mitten in der Show sorgte Benjamin Schlüter zudem für ein besonderes Highlight, das wohl so schnell keiner der Anwesenden vergessen wird: Während des Kunststückes präsentiert Benny plötzlich einen Ring, bittet seine Freundin Sarah Althoff auf die Bühne und macht ihr an dem Ort einen Heiratsantrag, an dem sie sich vor einigen Jahren kennen gelernt haben. Übrigens hat Sarah selbstverständlich JA gesagt.

Im Anschluss an die Mitternachtsshow ging es für viele der Teilnehmer zum "traditionellen Discobesuch" ins "Alpenrausch". Zu Bier, Cocktails und Musik wurde natürlich nicht nur getanzt, sondern auch untereinander und mit anderen Discobesuchern gezaubert.

Zauberhafter Sonntag

Am Sonntag startete Brian Sefton das erste Seminar, bei welchem er Schritt für Schritt alle Details seiner Manipulationsdarbietung vom Vorabend zeigte. Nicht nur, dass so eine Offenheit sehr selten ist, nach der Erklärung dürfte der Respekt vor der Nummer nur noch größer gewesen sein. Das Seminar hat noch einmal deutlich gemacht, welch brillanter Manipulator Brian Sefton ist.

Beim zweiten Seminar gab es endlich einmal einen richtigen Workshop, wie er im Buche steht. Ingo Ahnfeld zeigte Schritt für Schritt alle Details und Tipps für den optimalen Bill Switch. Das Besondere in diesemSeminarleiter Brian Sefton in überaus angenehmer Gesellschaft Workshop war, dass wirklich alle Teilnehmer die Schritte mitmachen konnten und direkt untereinander oder vom Workshop-Leiter verbessert wurden.

Am Abend gab es dann einen weiteren Jekami im Bereich Close-Up. Um wirkliche Close-Up Bedingungen zu schaffen, verteilten sich alle Zuschauer in kleine Gruppen in jeweils einzelnen Räumen. Die Künstler hatten dann je knapp zehn Minuten Zeit und wechseln dann den Raum. Neben beeindruckender Fingerfertigkeit und ausgezeichneten Kunststücken zeichnete sich der Jekami vor allem wieder durch Parodien und skurrile Nummern aus.

Sei es durch eine Kurzparodie der Gala des Vorabends oder aber durch eine Vorführung zum Thema "Der Herr der Ringe", bei dem Marcel Taubert am Ende in Boxer Short auf dem Tisch hockt und mit einem rohen Fisch um sich wirft. Sicher ist aber vor allem, dass der Winterberger Jekami einzigartig ist.

Im Anschluss an den Jekami gab es in diesem Jahr eine weitere Late-Night Show, die von Eike Völker gestaltet wurde. Obwohl man Eike selbst nicht sah, unterhielt er das Publikum mit seiner Maulwurf Handpuppe im René Marik-Stil.

Nach einer weiteren langen (oder eher kurzen) Nacht stand am Montag die Abreise an. Da man Abschiedsschmerz bekanntlich durch Einkaufen lindern kann, gab es zum Schluss einen magischen Flohmarkt, der neben dem üblichen Ramsch auch das ein oder andere Schnäppchen bot.

Alles in allem ist Winterberg der Ort für das etwas andere magische Pfingsttreffen. So einzigartig es auch ist, so sehr hassen oder lieben die Zauberer den Pfingsttermin und daher dürfte schon jetzt bei vielen Pfingsten 2012 dick im Kalender markiert sein.

Timothy Kahler

Fotos: Henry Wahl

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